In Diagnostik, Virologie

Während der Corona-Pandemie gab es deutlich weniger Infektionen mit Durchfallerregern wie dem Norovirus. Doch mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen scheint die Zahl der Norovirus-Infektionen wieder zu steigen, wie mehrere Studien belegen. Ein Überblick.

Strenge Hygienemaßnahmen sowie die Schließung von Schulen, Kitas, öffentlichen Einrichtungen, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis Anfang 2021 führten dazu, dass sich auch andere Viren weniger verbreiten konnten. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Fälle von respiratorischen Infektionen in dieser Zeit ebenso zurückgegangen sind wie die von gastrointestinalen Infektionen:

  • Die Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Oslo, Norwegen, konnte während der Corona-Pandemie einen Rückgang der Gastroenteritis-Fälle um 74% verzeichnen. Fälle von viraler Pneumonie gingen um 89% zurück, Infektionen des zentralen Nervensystems um 78%, und Bronchiolitis-Fälle reduzierten sich sogar um 90% (Quelle).
  • Eine Studie aus Frankreich weist auf einen Rückgang der Gastroenteritis-Inzidenz während der Corona-Pandemie um 67% im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie hin. Zudem sank die Inzidenz von Bronchiolitis um 79%, von akuten respiratorischen Infektionen um 49% und Windpocken um 90%. Die Inzidenz bei Kindern wurde am stärksten beeinflusst (Quelle).

Die Verbreitung des Norovirus und anderer Durchfallerreger nach der Corona-Pandemie

Seit einiger Zeit sind die Corona-Zahlen vielerorts rückläufig und die meisten Corona-Maßnahmen wieder aufgehoben. Welchen Einfluss dies auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens von viralen Durchfallerkrankungen hat bzw. noch haben wird, dazu gibt es keine umfassende Datenlage. Während für Infektionen mit dem Norovirus und Rotavirus häufig eine Meldepflicht besteht, gilt dies nicht für alle Durchfallerreger. Daher sind für andere relevante Durchfallerreger, wie Astroviren und Adenoviren, vielerorts weniger Daten verfügbar. Dennoch wurde bereits in mehreren Ländern ein Anstieg der Durchfallerkrankungen durch Noroviren und auch andere Viren beobachtet:

  • Die UK Health Security Agency berichtet in ihrem nationalen Norovirus- und Rotavirus-Bulletin, dass nach dem Rückgang der Infektionen mit Noroviren und Rotaviren während der Corona-Pandemie die Infektionszahlen seit Mitte 2021 wieder angestiegen sind. In der Saison 2021/2022 waren die Fallzahlen der Norovirus-Infektionen vergleichbar mit der Vor-Corona-Zeit, bei Rotavirus-Infektionen lagen die Zahlen sogar leicht darüber (Quelle).
  • Laut einer Untersuchung der Fälle von viraler Gastroenteritis durch Noroviren und Rotaviren in Hongkong gingen die Infektionszahlen während des Lockdowns im Winter 2019/2020 rasch zurück, um dann im darauffolgenden Winter wieder anzusteigen (Quelle).
  • In einer spanischen Studie ist die Inzidenz von gastrointestinalen Infektionen mit Norovirus, Adenovirus, Rotavirus, Astrovirus und Sapovirus bei unter 5-jährigen Kindern während der Corona-Pandemie in Madrid insgesamt um beinahe 50% gesunken. Mit den Lockerungen im Frühling 2021 konnte ein moderater Anstieg der Infektionen verzeichnet werden (Quelle).

Diese Ergebnisse zeigen, dass durch die Corona-Maßnahmen viele Infektionen vermieden werden konnten. Maßnahmen wie eine gute Hygiene bleiben, auch nach der Pandemie, wichtig und sollten nicht vernachlässigt werden.

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